Allgemeine Infos über Kletterseile
Kletterseile – eine kurze Historie
Die Geschichte des Kletterseils steht im direkten Zusammenhang mit der Geschichte des Bergsteigens und des Sportkletterns. Die ersten Kletterseile waren gedrehte und verzwirbelte Hanfseile. Der Schweizer Seilhersteller „Mammut“ war einer der Pioniere dieser Technik zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Es mag unglaublich klingen, aber mit Hanfseilen wurden alle großen Nordwände der Alpen, Matterhorn, Eiger, Grandes Jorasses, erstbegangen. Hanfseile hatten viele Nachteile. Bei Kälte froren sie und wurden starr wie ein Stock. Sichern und Abseilen wurden extrem erschwert. Es war nicht garantiert, dass Kletterseile aus Hanf einem Vorstiegssturz standhielten. Deshalb durfte der Vorsteiger nicht stürzen. Das Bergsteigen war ungemein statischer. Es gibt die Geschichte vom Norwegischen Alpenverein der seinen Mitgliedern im Falle eines Sturzes sogar die Mitgliedschaft entzog.
Dies alles änderte sich zur Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Erfindung des „Mehrfachsturzseils“. In den 1960er Jahren brachte die deutsche Firma Edelrid die ersten dynamischen Kletterseile auf den Markt. Diese hochmodernen Seile waren ein absolutes Novum und revolutionierten die Szene. Seilrisse durch einen Vorstiegssturz gehörten von nun an der Vergangenheit an. Doch es gab nicht nur Befürworter der gesteigerten Sicherheit. Angeblich war Walter Bonatti zunächst kein Freund der neuen Erfindung – ware Alpinisten sollten seine Routen lieber weiterhin mit dem Hanfseil wiederholen. Sechzig Jahre später klingt diese Forderung durchaus absurd. Die gehobene Sicherheit brachte mit sich, dass Kletterer begannen, vermehrt an ihre Sturzgrenze zu gehen. Dies ermöglichte die Entstehung des Sportkletterns als eigene Disziplin in den 1980er Jahren. Es zählte nur noch die Schwierigkeit der einzelnen Bewegungen. Die Kletterseile eines Sportkletterers ertragen tausende kleine Stürze von Jahr zu Jahr. Zur Pionierzeit des Sportkletterns betrug der Durchmesser eines Einfachseils um die 11mm, Halbseile waren 9mm dick. Heute geht der Trend immer mehr in Richtung dünne Seile. Die dünnsten Einfachseile sind gerade mal 8.6mm dick, Halbseile 7.6mm. Meiner Meinung nach wird sich jedoch der Trend zu dünneren Seilen nicht ewig fortsetzen können. Ab einem gewissen Punkt wird logischerweise Schluss sein.
Welches Kletterseil benötige ich?
Es gibt drei verschiedene Arten von Kletterseilen. Einfachseile, Halbseile und Zwillingsseile. Einfachseile sind am geläufigsten. Man verwendet sie vor allem zum Sportklettern, drinnen wie draußen. Außerdem finden sie oft Verwendung beim Big-Wall klettern. Halbseile und Zwilllingsseile werden besonders zum Eis- und Mixedklettern verwendet aber auch zum Trad-Klettern und zum Alpin klettern. Bergfreunde.de hat eine sehr aufschlussreiche Kaufberatung zum Thema Kletterseile auf der Seite:
http://www.bergfreunde.de/basislager/kaufberatung-kletterseil-welches-seil-fur-welchen-einsatz/
Einfachseile
Einfachseile sind am verbreitetsten. Sie decken ein großes Einsatzspektrum ab und zeichnen sich durch ihr einfaches Handling aus. Man verwendet sie zum Sportklettern drinnen wie draußen so gut
wie ausschließlich. Auch beim Big Wall Klettern und bei Hochtouren kommen Einfachseile zum Einsatz. Einfachseile haben Seildurchmesser von 8.5mm bis 10.5mm und wiegen zwischen 50 und 70 g/m. Je mehr Material ein Seil hat, desto langlebiger ist es. Mehr Material bedeutet aber auch mehr Gewicht. Will man Routen häufig ausbouldern oder Topropen, empfiehlt sich ein Einfachseil mit hohem Mantelanteil. Viele Sportkletterer haben zusätzlich ein zweites, dünnes Seil für Rotpunktversuche und Onsights.
Zwillingseile
Zwillingsseile verwendet man ausschließlich im Doppelstrang. Beide Seile werden in jede Sicherung eingehängt. Der Vorteil von Zwillingsseilen ist zum Einen das Gewicht. Im alpinen Gelände haben Zwillingsseile einen Sicherheitsvorteil gegenüber Einfachseilen. Die Gefahr, dass beide Zwillingsseile bei Steinschlag durchtrennt werden ist geringer als bei Verwendung eines Einfachseils. Das Gleiche gilt für Kantenabrieb. Zusätzlich kann man mit zwei Zwillingsseilen weiter abseilen als mit einem Einfachseil was einen schnelleren Rückzug gewährleistet. Zwillingsseile werden meist bei alpinen Touren sowie bei Eis- und Mixed-Kletterrouten verwendet.
Zwillingsseile haben oftmals einen extrem dünnen Durchmesser. Die dünnsten Zwillingsseile sind gerade mal 6.9mm dick und wiegen 35g/m.
Halbseile
Halbseile werden wie Zwillingsseile paarweise verwendet. Man muss jedoch nicht beide Halbseile in jede Zwischensicherung einhängen. Die Halbseiltechnik ermöglicht dem Kletterer, gerade bei selbst abgesicherten Routen, die Seilreibung auf ein Minimum zu begrenzen. Ausserdem haben Halbseile einen niedrigeren Fangstoß, was den Krafteintrag auf die Sicherungsmittel reduziert. Gerade bei fraglichen Sicherheitspunkten kann dies den Unterschied ausmachen. Halbseile eignen sich hervorragend für Dreierseilschaften. Der Vorsteiger steigt am Doppelstrang vor, jeder Nachsteiger am Einzelstrang. Halbseile wiegen zwischen 40 und 50g/m und haben einen Durchmesser von 7.5 bis 9mm.
Statikseile
Statikseile dürfen auf keinen Fall zum Vorstieg verwendet werden. Bei bestimmten Tätigkeiten wie „Hauling“ (Lasten befördern) und beim Aufstieg am Seil ist es von Vorteil ein statisches Seil zu verwenden. Statikseile kommen zum Einsatz beim Abseilen, bei der Bergrettung oder auch als Zweitseil beim Big Wall klettern – Prinzipiell immer wenn man keine Seildehnung möchte greift man zum Statikseil.